Aussicht auf ein Tal im Mittelgebirge mit Wohnhäusern und extensiv genutzem Grünland.

Kategorie Gesamtbetriebliche Konzeption

Der Brockenbauer, Harz

Der Betrieb

Der landwirtschaftliche Betrieb Brockenbauer von Familie Thielecke befinde sich auf 500 m ü.NHN im Harz. Er wird im Haupterwerb geführt und hat ein gesamtbetriebliches Konzept rund um die Haltung des Harzer Roten Höhenviehs, einer vom aussterben bedrohten Rinderrasse, aufgebaut.

Insgesamt werden 600 ha Oberharzer Bergwiesen mit 173 Mutterkühen und Nachzucht als Weiden und Mähweiden bewirtschaftet. Es wird kein Futter zugekauft. Die Tiere werden ausschließlich vom Aufwuchs des Grünlandes gefüttert. Die Flächen befinden sich alle in Naturschutzgebieten inklusive NATURA 2000 Gebieten und werden im ökologischen Landbau bewirtschaftet.

Familie Thielecke hat auf ihrem Betrieb eine komplette Wertschöpfungskette realisiert.

Die Idee – „Alles aus einer Hand“

Für Familie Thielecke lautet die Philosophie „tun“. So haben sie ihr Ziel, alles aus einer Hand zu produzieren, erfolgreich umgesetzt.

Mit der Haltung des Harzer Roten Höhenviehs startete Uwe Thielecke die Landwirtschaft als Grünlandbetrieb. Mit dem Einstieg seiner Töchter erweiterte sich der Betrieb um ein Schlachthaus und eine Gastronomie. Auf dem Hof werden die Tiere aufgezogen, dort im hofeigenen Schlachthaus geschlachtet, zerlegt und portioniert und das Fleisch direkt im eigenen Hofladen verkauft und im Steakhouse serviert.

Mit der Wertschöpfungskette schafft es Familie Thielecke Zwischenhandel zu vermeiden. Neue Kooperationen sind entstanden, u.a. mit Hotels und weiteren Fleischereien aus der Region. Die Wertschöpfung bleibt in der Region, was in den wirtschaftlich benachteiligten Gebieten ein Vorteil ist. Zudem wurden auf dem Hof Ausbildungsplätze neu geschaffen und gesichert. Angezogen von der beeindruckenden Rasse des Harzer Roten Höhenviehs und den artenreichen, blütenbunten Bergwiesen, können Besucher die Produkte des Hofes direkt vor Ort im hofeigenen Steakhouse verkosten. 

Der Ansatz „alles aus einer Hand“ macht es der Familie Thielecke möglich, Betriebszweige, die zu bestimmten Zeiten weniger wirtschaftlich sind, mit anderen auszugleichen und so die gesamtbetriebliche Wirtschaftlichkeit sicher zu stellen.

Der Brockenbauer arbeitet mit verschiedenen Hochschulen zusammen, um die Wege der Direktvermarktung im ländlichen Raum genauer zu untersuchen und das Wissen für andere Betriebe bereitzustellen.

Biohof Hartmann, Rhön

Der Betrieb

Familie Hartmann bewirtschaftet ihren gut 125 ha großen Mischbetrieb in der Rhön im ökologischen Landbau. Neben 35 ha Acker bewirtschaften sie gut 90 ha Grünlandflächen als extensiven Mäh- und Weideflächen für ihre 35 Jungrinder und 35 Mutterkühe. 3,5 ha Wald gehören zum Hof.

Der Einstieg des Sohnes als Vollzeitlandwirt stellte die Familie Hartmann vor die Herausforderung, den landwirtschaftlichen Betrieb so auszuweiten, dass die Versorgung einer großen Familie gesichert werden konnte.

Die Idee - „Market Gardening“, kleiner Raum mit viel Potential

Familie Hartmann erweiterte den Betrieb um den Betreibszweig "Market Gardening". Das ist eine biointensive Landbewirtschaftung, wo auf relativ kleiner Fläche mit geringen Investitionen gewirtschaftet wird. Die Bewirtschaftung erfolgt in Permakultur, ist bodenschonend und fördert die Biodiversität.

Auf 2.200 m² entstand ein Gemüseacker, auf dem im Jahr bis zu 30 verschiedene Sorten Gemüse angebaut werden, was durch eine Mehrfachbelegung der Beete erreicht wird.  Wärmeliebende Sorten wie Gurken, Tomaten oder Auberginen gedeihen in zwei Folientunneln. Die Bearbeitung erfolgt mit Handgeräten. Zur Bodenverbesserung wird Kompost eingesetzt.

Gemüse benötigt viel Wasser. Das Niederschlagswasser vom angrenzenden Rinderstalldach wird aufgefangen und in einem Wasserspeicherteich gefasst. 1000 m² Wasser stehen damit zur Verfügung, was den ganzjährigen Wasserbedarf sicherstellt. Der Wasserspeicherteich ermöglicht den Gemüseanbau, unabhängig vom öffentlichen Wassernetz und ist eine Investition für die Zukunft, mit immer weniger Niederschlägen.

Zwischen den Beeten sind Blühstreifen angelegt. Diese werden nach und nach durch Hecken und Obstgehölze ersetzt, welche als Schattenspender und Windschutz dienen und Lebensraum für Nützlinge und andere Arten darstellen. Das Obst erweitert zukünftig das Verkaufsangebot.

Neben dem Verkauf vom Rindfleisch, dass alle vier Wochen verfügbar ist, ist der Gemüseverkauf eine kontinuierliche Einnahmequelle für die Familie. Der Verkauf erfolgt im Hofladen. Eine Gaststätte und die Umweltbildungsstätte Oberelsbach zählen ebenfalls zu den Kunden von Familie Hartmann.

Mit der Umweltbildungsstätte Oberelsbach und Schulen der Region arbeitet die Familie als Erlebnisbauernhof zusammen. Führungen auf dem Hof geben den Besuchern Einblicke in die Landbewirtschaftung.

 

 

Biolandhof Bannmühle, Nordpfälzer Bergland

Der Betrieb

Im Nordpfälzer Bergland liegt die Bannmühle von Hans Pfeffer. Etwa 76 ha  bewirtschaftet Pfeffer im Mischbetrieb mit Agroforst. Extensive Mäh- und Weidefläche für die Mutterkuhhaltung und Rindermast macht den größten Teil der Flächen aus. Zusätzlich betreibt er auf dem Hof eine eigene Kelterei, ein Hofladen und Ferienwohnungen. Energie erzeugt der Betrieb aus der eigenen Wasserkraftanlage, PV-Anlagen und einer Holzhackschnitzel-Heizung, dessen Holz von hofeigenen Bäumen stammt.

Der Betrieb hat sich zum Ziel gesetzt, den zertifizierten biologischen Anbau weiterzuentwickeln, hin zu einer regenerativen Landwirtschaft. Für den Betriebsinhaber Pfeffer hat Landwirtschaft sowohl die Aufgabe Nahrungsmittel zu erzeugen, als auch für sauberes Wasser, reine Luft und Energie zu sorgen.

Die Idee - Verbessertes Wassermanagement durch Keyline Design und Agroforst

Pfeffer entwickelte für die Bannmühle eine Betriebsstrategie, um dem Klimawandel, mit Hochwasser und Trockenheit zu begegnen, sowie der regenerativen Landwirtschaft gerecht zu werden. „Keyline Design“ und „Agroforst“ optimieren neben Biodiversität und Bodenschutz vor allem das Wassermanagement. Zum holistischen Konzept gehört die eigene Produktion von regenerativer Energie.

Das landwirtschaftliche Planungsinstrument "Keyline-Design" (Schlüssellinienkulturen), erfunden von P.A. Yeoman, zielt auf eine Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit von landwirtschaftlichen Nutzflächen ab. Dabei werden Natur, Ressourcen sowie die Wertschöpfung harmonisch miteinander verbunden. Agroforst verbindet Land- und Forstwirtschaft, indem Gehölze auf landwirtschaftlicher Fläche integriert werden. Im Konzept der Bannmühle kombiniert Pfeffer beide Systeme.

Für die Anlage eines Keyline-Systems werden zunächst die natürlichen Wasserabflussbahnen anhand der vorhandenen Höhenlinien und Bodenverhältnisse analysiert. Darauf basierend werden an den „Keylines“ (Keyline = Schlüssellinien/Höhenlinien) Tiefenlockerungen durchgeführt. Zusätzlich wird ein System von Wiesengräben angelegt, die mit Teichen verbunden werden. Die Maßnahmen führen dazu, dass bei Niederschlägen weniger Wasser oberflächlich abfließt und mehr in der Fläche gehalten wird und im Boden versickert. Durch dieses optimierte Wassermanagement wird die Fruchtbarkeit auf dem Grünland erhöht. In Trockenperioden steht gespeichertes Wasser zur Verfügung.

Zusätzlich pflanzte Pfeffer auf dem Grünland entlang der Höhenlinien (Obst-)Bäume und Hecken. Obst- und Nussbäume erhöhen durch Laub und Wurzeln den Effekt der Wasserspeicherung. Agroforst ergänzt und verstärkt die Wirkung des Keyline-Designs. Laub fördern zudem den Humusaufbau, wodurch die Wasserspeicherkapazität nochmals erhöht wird und zusätzlich CO2 gebunden wird.

Die Gehölze sind eine ökologische Aufwertung des Grünlandes, sie schaffen neue Lebensräume für Insekten und Vögel - ein Beitrag zur Biodiversität. Die Gehölze bieten mit Futterhecken, Edelhölzer, Obst- und Nussernte zusätzliche Erträge für den Verkauf und als Tierfutter.

zurück nach oben

Copyright 2024 | Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V.